Kollektive Selbstversorgung

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Kollektive Selbstversorgung

09. Juni 2016

Jörg Opiola holt die Idee der Solidarischen Landwirtschaft nach Kohlstädt und Schlangen

Vorbereitende Arbeiten. Nele und Vater Jörg-Hans Opiola auf der Fläche an der Strothe in Kohlstädt. Fotos: Uwe Pax

´Es ist das Gegenkonzept zur Agrarindustrie: Die Solidarische Landwirtschaft sorgt für transparente ökologische Erzeugung vor Ort und spart sich die Vermarktung: Denn das geerntete Obst und Gemüse wird direkt an die Mitglieder verteilt. Der Kohlstädter Jörg-H. Opiola holt diese Idee nun nach Schlangen: Der Nebenerwerbslandwirt stellt 7000qm Fläche zur Verfügung und sucht noch Mitstreiter, die bei Anbau und Ernte helfen und dafür ihren Anteil an Lebensmitteln bekommen.

Die Vorbereitungen für sein wegweisendes Projekt kann man kaum übersehen: Die ersten Salat- und Gemüsepflanzen warten in ihren Anzuchttöpfen auf das passende Wetter, und die Obststräucher in den  größeren Töpfen stehen bereits auf Tischen am Rande der Anbaufläche. Das Saatgut bezieht Jörg-H. Opiola überwiegend von der Bingenheimer Saatgut AG, einem zertifizierten Demeterbetrieb. Einen ehemaligen Bauwagen hat er zu  einem Gewächshaus umgebaut. Dort werden die Gemüsepflanzen vorkultiviert.
„Angebaut wird alles, was auf dem heimischen Gemüsemarkt zu haben ist“, erzählt Opiola. „Den Anfang machen Salat, Mangold, Kohlrabi und eine Spitzkohlsorte, die auf den treffenden Namen Erstling hört.“ Natürlich werden auch Bohnen und Erbsen ausgesät. Radieschen, diverse Salate und Küchenkräuter ergänzen das Angebot. Den Abschluss bildet das Wintergemüse mit Kohl, Kürbis, Sellerie, Steckrüben und Rote Beete. Den Kartoffelanbau betreibt Opiola schon lange mit Leidenschaft. Seine Kartoffelsorten erkennt er nicht nur an ihrer Form, sondern auch an ihren Keimen. Neben Gemüse soll im Laufe des Jahres auch Obst geerntet werden, vor allem Erdbeeren, Johannisbeeren und Äpfel.

Mithelfen und die Ernte teilen
Die Fläche ist ausreichend, um den  Jahresbedarf an Obst und Gemüse für 20 bis 25 Familien zu decken, hat Jörg-Hans Opiola errechnet. Sein Solawi-Konzept sieht vor, dass sich alle Teilnehmer mit 52 Stunden Arbeit pro Jahr beteiligen. „Im Sommer ist das sicher mehr als eine Stunde in der Woche, im Winter ist es dafür weniger“ sagt Opiola. Die nötigen Geräte stehen zur freien Verfügung und selbstverständlich können die Gemüseanbauer sich auch ein Picknick mitbringen, dem Plätschern der Strothe zuhören und ganz gemütlich das eine oder andere Päuschen einlegen.
Wer sich entscheidet, bei dem Projekt mitzumachen, schließt einen Jahresvertrag ab. Gegen eine Zahlung von 50 € monatlich erhält er ein- bis zweimal in der Woche seinen Anteil an der Ernte. An diesen „Aktionstagen“ werden Obst und Gemüse erntefrisch aufgeteilt“, erläutert Opiola. Für ihn spielt dabei das Ehrlichkeitsprinzip eine große Rolle. „Überhaupt ist Vertrauen im Umgang mit Lebensmitteln der wesentliche Faktor“, ist er überzeugt. Tauschen ist natürlich möglich, schließlich sollte niemand gezwungen sein, etwas zu verarbeiten, was er nicht mag. „Nicht alles lässt sich planen, vieles muss sich erst entwickeln und das bezieht sich auch auf eine Erweiterung des Angebotes“, so Opiola. In dem monatlichen Beitrag enthalten sind die Kosten für Saatgut und Pflanzen, die  vorbereitenden Arbeiten, für Reparaturen und Investitionen.
Mitmachen kann jeder, der sich gerne im Freien aufhält, dem es wichtig ist, zu wissen was auf den Teller kommt, und der bereit ist, seinen Speiseplan nach dem saisonalen Angebot auszurichten.  
Lebensmittel wertschätzen
Für diejenigen, die sich entscheiden, an dem Projekt teilzunehmen, bietet sich die Möglichkeit viel Wissenswertes über Obst und Gemüse zu erfahren, aber auch zu erleben, wie viel Arbeit und Geduld erforderlich sind,  bis Gemüse geerntet werden kann. Das erhöht die Wertschätzung dem  Lebensmittel gegenüber und wirkt einer fragwürdigen Wegwerfmentalität entgegen. Deshalb ist das Angebot gerade für Familien mit Kindern interessant. Ein weiteres Argument:  Jörg-H. Opiola verzichtet konsequent auf den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Herbiziden, Fungiziden, Molluskiziden und Insektiziden. Und auch Opiola selbst als Nebenerwerbslandwirt profitiert vom Solawi-Konzept: Er kann marktunabhängig produzieren und Kosten, Arbeit und Risiken ein Stück weit auf mehrere Schultern verteilen.
In Deutschland wurde das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft im Sommer 2011 gegründet. Jedes Mitglied führt einen selbstgewählten Beitrag an den Trägerverein (Solidarische Landwirtschaft e. V.) ab. Im Gegenzug bietet der Verein eine Plattform für den Erfahrungsaustausch, berät seine Mitglieder und leistet Hilfestellung bei der Umsetzung spezieller Projekte. 106 Höfe und Gärtnereien und 99 Initiativen haben sich deutschlandweit bereits zusammengeschlossen.
Nun soll die Idee des gemeinsamen Anbaus und der gemeinsamen Ernte also auch in Schlangen Einzug halten. Und das ist einem Zufall zu verdanken. „Im vergangenen Herbst musste ich krankheitsbedingt einige Wochen zu Hause bleiben“, erinnert sich Opiola. „Irgendwann habe ich so viel geschlafen, dass die Nächte quälend lang wurden. Ich habe dann den Fernseher eingeschaltet und mitten in der Nacht lief auf SWR ein Betrag über die Solidarische Landwirtschaft. Das Konzept hat mich sofort fasziniert.“

Omas Geheimtipps helfen noch heute
Ausreichend Erfahrung hat Jörg –H.Opiola allemal. Der Kohlstädter baut schon seit über 30 Jahren mit großer Begeisterung sein eigenes Gemüse an. „Das fing schon im Garten der Oma an, da haben wir beim Umgraben geholfen und hinterher gab es immer etwas Leckeres zu essen. Meine Oma hat im Frühjahr gefühlt, wie warm die Erde war, bevor sie etwas gepflanzt hat. Und sie war damit unglaublich erfolgreich, ihr ist so gut wie nie etwas erfroren“, erinnert sich Jörg-Hans Opiola.
Seine Kartoffeln und sein Gemüse hat er in den vergangenen Jahren direkt vermarktet. Zur Erntezeit stand er mit Trecker und Anhänger an der Kohlstädter Straße, direkt vor dem Streifen Land, auf das er Blumen zum Selberpflücken gesät hatte. Samstagvormittag verkaufte er dann frisch geerntete Gurken, Tomaten, Bohnen oder Zwiebeln und natürlich Kartoffeln. „Nur den Spargel, den hat meine Familie immer selber gegessen, da blieb nie etwas für den Verkauf übrig.“ In diesem Jahr  will Opiola nun auf das Solawi –Konzept setzen.

Wer Interesse hat, sich zu beteiligen, oder weitere Informationen möchte, kann sich per
E-Mail an Jörg-Hans Opiola wenden:
solawi-strothe@t-online.de

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Jörg-Hans Opiola mit Saatkartoffeln.      Foto: Uwe Pax